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Christoph Kaltseis
11.11.2022

First Light: Der DeltaRho 350 von PlaneWave

Ich durfte den DeltaRho 350 f/3 Astrograph (DR350) mit der Seriennummer 0003 testen – alles in allem ist diese Lösung absolut remote-fähig! Meine ersten Eindrücke und Erfahrungen dazu lesen Sie hier:

Aufbau und Einrichtung

Das Gerät ist sehr gut verarbeitet und mit dem Fokussierer und De-Rotator von PlaneWave eine ganz massive Einheit und überraschend schwer. Der Schwerpunkt liegt ziemlich weit hinten.

Die PWI4 (Beta-)Software, mit der das DR350 Teleskop bedient wird, ist schnell installiert und arbeitet sofort mit Maxim DL zusammen. Bei Problemen werfen Sie zuerst einen Blick auf die USB-Einstellungen in PWI4. Mit PWI4 werden die Lüfter, die Heizung des Fang- und Hauptspiegels, der Fokussierer und der Rotator bedient. Der DR350 wird rein über die Software gesteuert.

Mit Maxim DL konnte ich jede Arbeitsroutine des Fokussierens und der Feld-Tilt Messung sehr gut ausführen. Die Ergebnisse sind konstant und für die exakte Justage äußerst wichtig! Nachdem ich die QHY 600M PH, BSI Cooled Kamera (#1931162) Kamera unter Zuhilfenahme des Baader M68 Systems angebracht habe, war der DR350 bereit für den Einsatz.

Es gibt unter Astronomen das Gerücht, dass bei einer neuen Hardware das Wetter viele Wochen schlecht ist… Nun muss ich dem etwas Glauben schenken, denn durch Hoch- und Bodennebel, oder Wolken die nicht eine Lücke hatten, zog sich der Prozess des Justierens lange hin… und das erste Ergebnis war noch weit entfernt.

Die Justage ist unter dem Strich einfach zu machen – aber es ist sehr wichtig, dass die Abbildung passt! Haupt- und Fangspiegel werden in den USA bei PlaneWave laser-aligned; der Fangspiegel und der Tilter müssen dann die Kamera in die optimale Ausrichtung bringen.
TIPP: Die Nacht muss gut und klar sein, damit die Ergebnisse der Feld-Tilt Messung richtig sind! Bei Dunst, Nebel oder Wolken rate ich davon ab!

Die Justage vor dem First Light

Nachfolgend meine Schritte in einer Übersicht, um den DR350 zum Einsatz zu bringen.

  1. Den Fokus ermitteln! Mit einer normalen Fokusroutine. Der Wert muss als Basis für die Feld-Tilt Messung verwendet werden.
  2. Die Feldmessung: Dazu verwende ich insgesamt 5 Aufnahmen: zwei vor und zwei hinter dem Fokus, sowie eine, die dem eingetragen Basis Wert entspricht. Die Abstände sind je 500 Schritte bei Bin2!
  3. Daraus wird nun der beste Fokus bestimmt. Die Auswertung zeigt das Feld und wie die Verkippung ist. Danach kann das Feld entweder am PW-Tilter mit den Plättchen oder mit dem Baader M68-Tilter (falls er im System vorhanden ist) korrigiert werden.
  4. Und nun: Die Routine erneut durchlaufen lassen und die Schritte der Justage wiederholen, bis die Abweichung unter 5micron liegt!
  5. Die Fangspiegel „Mitte“ bei Bin1 überprüfen, ob alles in allem exakt mittig ausgerichtet ist!
  6. Danach noch einen letzten abschließenden Durchgang mit der Fokus- / Feld-Tilt Routine durchführen!

Nachdem ich die Werte, die Planewave angibt, erreicht hatte, wurde mit der Aufnahme begonnen!

Die Basics

Bei jeder Aufnahme beachtete ich die folgenden Punkte:

  • Cool-down: Hier lasse ich die Lüfter laufen, bis der Unterschied zwischen Umgebung und Fang + Hauptspiegel weniger als 1,5°C ist;
  • Bei den Aufnahmen hatte ich keinen Lüfter aktiv!
  • Die Spiegelheizungen waren im Einsatz, wenn ich sehr viel Tau hatte (leider oft). Aber sie lief nur, bis der Spiegel wieder komplett frei war; danach wurde er mit den seitlichen Lüftern wieder zurück auf Temperatur gebracht!

First Light

Ich habe in Luminanz und mit RGB aufgenommen (die neuen Baader LRGB CMOS optimierten Filter sind einfach top!). Den Fokus in Lum habe ich mit R/G/B verglichen, auch hier ist das System sehr ausgeglichen, es gibt keine großen Abweichungen in den Werten.

Jetzt musste ich nur eine wirklich gute Nacht ohne Mond haben (bei f/3 keine gute Kombination), und gute bis sehr gute Bedingungen. Oft war es bis zum Ende der Dämmerung gut, aber dann wurde es sehr oft schwierig. (Nebelbildung!)

Das Bild von IC59 und IC63: Hier waren bei Rot die Bedingungen gut, bei Grün gerade noch gut, und bei Blau hatte ich leider bereits viel Dunst und schleichenden Bodennebel. Belichtet wurden nur 60sec pro Einzelaufnahme, mit der QHY 600M im Bin2 (Gain 26).
Die Anzahl aller Aufnahmen war deutlich über 100, übrig blieben letztlich 74min in RGB. Die Flats wurden mit Folie aufgenommen, Darks und Bias für die Datenreduktion in PixInsight.

Das Ergebnis ist mit dem Hintergrund der nicht idealen Bedingungen sehr vielversprechend! Für NUR RGB ist das wirklich gut!

Software:
Datenreduktion, Stacking: PixInsight
Bildbearbeitung: Adobe Photoshop CC 2023 + APF-R

Mein erstes FAZIT

Es ist eine Top Hardware, die zwar absolute Sorgfalt bei der Justage benötigt, einen dafür aber auch mit sehr guten Bildergebnissen belohnt. Und das System ist absolut remotefähig!

Ein Traumgerät? Ja – ohne Wenn und Aber!